Panoramaterrasse im Hausbistro Blue Bar
Therme Vals 7132 von Peter Zumthor
Zimmer von vier Architekten im Hotel House of Architects, der Reihenfolge nach: Kengo Kuma, Tadao Ando, Peter Zumthor (rot), Thom Mayne (Gneis)
Alle Fotos @ Global Image Creation - 7132 Hotel, Vals
Entspannen geht auf verschiedene Arten: je nach Vorliebe mit Aktivsport, Ausflügen in Städte oder Sehenswürdigkeiten, netflixen bis tief in die Nacht oder stundenlang lesen. Und dann gibt es Wellness. Und als Steigerung davon die Therme 7132 in Vals.
Was gibt es schöneres als Ankommen an einer neuen Freizeitlocation bei traumhaftem Sonnenschein und mit einem wohlig kribbelnden Gefühl in Erwartung des Vergnügens, das einem bevorsteht? Der Beginn der totalen Entschleunigung, des designierten Faulseins, des nonchalanten Laissez-Faires.
Zum Einstieg locken zwei Stunden sonnenbaden auf der herrlichen Panoramaterrasse des Hausbistros mit Hummerbisque und Bündner Wein. Dann hinab in die Therme. Seit wir das erste Mal vor 17 Jahren hierher kamen, haben sich Hotel und Restauration gewandelt. Die Therme selbst wurde nur zwei Jahre nach ihrer Erstellung 1996 durch den Basler Architekten Peter Zumthor unter Denkmalschutz gestellt. Die Geschichte der Therme geht auf dieselbe Quelle wie das Valser Wasser zurück und reicht bis ins Jahr 1893, in dem erstmals ein Kurhaus an der Stelle erstellt wurde. Nach mehreren Eigentümerwechseln erwarb die Gemeinde Vals 1983 das Areal und schrieb nur wenige Jahre später einen Architekturwettbewerb für die Therme und ein 4-Sterne-Hotel aus. Da nach einigen Umplanungen die Kosten von CHF 44 Millionen Franken das Budget bereits ausschöpften, wurden Neubau und Renovation des Hotels hinausgeschoben. 2009 wurde mit Remo Stoffel ein neuer und einheimischer Investor gefunden. 2017 wurden dann die Gebäudeteile des Hotels aus den 60er Jahren renoviert. Das Architekturkonzept basiert auf der Idee eines Steinbruchs, aus dem Quader herausgeschnitten wurden, und in deren Löchern sich die Wasserbecken in sakral anmutenden Höhlen befinden. Materialisiert ist das Ganze im lokalen Gneis. 60'000 Blöcke stellen das Verbundmauerwerk.
Dies ist nicht irgendeine Wellnessoase mit warmen Gewässern und Sauna. Die Therme Vals ist eine räumliche Ganzkörpermassage der Sinne. Der Körper des Menschen ist derart eingerichtet, dass wir auch Temperaturunterschiede von wenigen Graden zwischen 32 und 42 Grad deutlich wahrnehmen. Hiermit spielt der Architekt und schuf eine räumliche Höhlenstruktur mit diversen Becken in unterschiedlichen Temperaturen. Eines davon ein Aussenbecken mit Sicht auf den gegenüberliegenden Abhang. Blüten, Klänge, Dämpfe und Lichtspiele massieren die Sinne. Das Kältebecken von 14 Grad ist ein besonders erfrischender Genuss, um den Kreislauf nach den Wärmebehandlungen wieder zu erwecken, und so den Aufenthalt an der Wärme zusammen mit Ruhephasen im Angesicht der Landschaft noch hinauszuzögern.
Man könnte nun anschliessend sehr einfach den Fehler begehen und sich in den eigenen vier Design-Wänden des Hotels House of Architects auf das herrlich willkommene Bett legen- nur um die Augen für wenige Minuten zu schliessen. Und bevor man sich’s versieht, und die Augen wieder öffnet, ist man zwei Stunden weiter und würde sich am liebsten einfach umdrehen und weiterschlafen. Um dieser Falle zu entweichen, beschränkten wir uns auf eine reinigende Dusche und warfen uns, noch bevor Morpheus zuschlagen konnte, in unsere Abendgarderobe.
Das Haus of Architects enthält Zimmer, entworfen von vier Stararchitekten: Peter Zumthor, Tadao Ando, Kengo Kuma und Thom Mayne. Wir bewohnten eines des japanischen Architekten Kengo Kuma, welches knappe Abmessungen aufwies, aber durchaus zeitgemäss und gemütlich designt war: Das Bett befand sich auf einer leicht erhöhten Plattform. Horizontale, leicht überlappend angeordnete Eichenholzbretter verkleiden die Wände und Decke mit versteckt integrierter Beleuchtung. Für die dreiseitig verglaste Dusche mitten im Raum sollte man sein Schamgefühl ablegen.
Das Hotel verfügt über zwei Restaurants inhaus: das Silver mit zwei Michelin-Sternen und 18 Gault Millau-Punkten unter der Leitung von Mitja Birlo; daneben das Red mit immerhin 15 Gault Millau-Punkten und Head Chef Patrik Siekendieck. Gerne hätten wir an dem Abend zum ersten Mal in unserem Leben ein Sterne-Erlebnis genossen, es sollte jedoch nicht sein. Für 275 Franken pro Person kann man hier ein innovatives und handwerklich vollendetes 9-Gang-Menu zelebrieren. Nun, sparsam war unser Diner im Red auch nicht. Wohl aber ausgezeichnet und reichlich, begleitet vom unterhaltsamen Maître Matteo.
Das 7132 Vals ist übrigens das einzige Hotel mit eigenem Helikopter, welcher von zahlungskräftigen Suite-Kunden beansprucht werden kann. Im 2-Tages-Paket wird nach Brissago und zum Bodensee «gehoppt», um sich beispielsweise von 18-Punkte-Chef Walter Klose verwöhnen zu lassen.
Der nächste Morgen brachte ein gemütliches Frühstück und einen erneuten Thermengang mit sich, nachdem wir dem spätabendlichen Besuch am Vorabend dank voller Bäuche entsagt hatten. Rundum erholt zahlten wir unsere Schulden (OMG!) und machten uns auf den Heimweg, rund 24 Stunden nach der Ankunft- so effizient entschleunigt wie selten. Nettes Detail: zum Abschied gab es eine gebrandete Stofftasche mit zwei Flaschen Wasser und selbst gebackenem Brot als Reiseproviant.