Schwingen über Amsterdam
Seit kurzem faszinieren mich öffentliche Dachnutzungen im städtischen Kontext. Bei Gebäuden, welche vorwiegend halböffentliche oder öffentliche Nutzungen beinhalten, wie Büro- oder gemischt genutzte Liegenschaften in der Innenstadt, könnten öffentliche Dachnutzungen ein zusätzliches Potenzial aktivieren. Kreatives Out-Of-The-Box-Denken könnte hier zu Produkten führen, die hochwertige Frei(zeit)räume inmitten der städtischen Dichte schaffen, und dabei dem Gebäude eine starke Identität in der öffentlichen Wahrnehmung geben.
Bei meinen Recherchen bin ich so auf den A’DAM Toren in Amsterdam gestossen, welcher nebst einer wagemutigen Dachnutzung eine spannende Programmierung aufweist. Der Turm lohnt eine kurze Vorstellung. Am anderen Ufer des Flusses Ij (gesprochen wie «Ei») und schräg gegenüber des Amsterdamer Hauptbahnhofs Amsterdam Centraal liegt der Stadtteil Amsterdam Noord - das kreative Zentrum und Trendquartier der Hauptstadt. Als ehemaliges Industriequartier erfuhr es in den letzten Jahren diverse Entwicklungsaktivitäten, und Regenerationsprojekte wie die NDSM-Werft zogen Künstler und junge Unternehmen an, welche das vielseitige Quartier heute prägen und coole Cafés, trendige Kunst und Veranstaltungen mit sich brachten. Mit A’dam kürzen die Niederländer mit Vorliebe den Namen ihrer Hauptstadt ab. Gleichzeitig steht ADAM allerdings auch für die Haupttätigkeiten der Eigentümer und grossen Mieter des Turms: Amsterdam Dance And Music, mit Namen ID&T, AIR Events und Massive Music.
Das Gebäude wurde um 1970 von Arthur Staal – niederländischer Vorreiter des Neuen Bauens - für die Royal Dutch Shell erstellt und war im Volksmund als «Shelltoren» (zu Deutsch «Shellturm») bekannt. 2016 wurde er umfassend transformiert und vereint ein Cluster rund um die Kreativwirtschaft in sich: Die Büros der Eigentümer, Bars, Clubs, Restaurants – worunter eines, das sich im 19. Stock 360 Grad dreht –, ein Boutique Hotel, Hollands grösste VR-Game-Experience sowie Coworking- und Flex-Offices für Kreativagenturen. Auf dem Dach findet sich eine interaktive Ausstellung zur Geschichte und Kultur Amsterdams. Höhepunkt ist die Panorama-Plattform A’DAM Lookout mit einem Glasboden, der den Besucher 22 Stockwerke tief unter den eigenen Füssen hinunter blicken lässt. Hier wartet die höchste Schaukel Europas in 100 Metern Höhe auf Waghalsige, die über Stadt und Fluss hinaus schwingen möchten.
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