Der Erweiterungsbau des Kunsthauses - auf der Suche nach Sinnlichkeit

 

Ein wuchtiges Messingportal am Heimplatz gewährt Einlass in die heil’gen Hallen der Kunsthaus-Erweiterung. Beeindruckend ist sie durchaus, die grosszügige Leere der Eingangshalle. Die Dimensionen sind gewaltig, die Leere in ihrer grau-weissen Materialität nüchtern: der Boden aus weissem Marmor und die Seitenwände sowie Decke aus Beton. Das Empfangsmöbelstück wirkt trotz seiner Grösse etwas verloren im Raum. Am Ende der Halle führt eine monumentale Treppe zum Zwischengeschoss mit Ausgang in den Garten und zu den oberen beiden Geschossen. Der hallenartige Luftraum erstreckt sich über die gesamte Höhe der drei Geschosse, und umfasst die Erschliessungsgalerien. Wer eine Ahnung hat von den Bodenpreisen an diesem zentralen Fleck in Zürich, mag staunen über die Nonchalance, mit der hier Raum freigehalten wird.  

 

Um die weite Erschliessungszone herum sind die Ausstellungsräume in typisch musealer Raum-zu-Raum-Abfolge angeordnet. Zurückhaltend perfekt, ganz in Zürcher Manier, materialisiert: Sichtbeton, Putz, meist weiss, astfreie Eichendielen. Den Boden umlaufende schmale Spalte sorgen elegant für die Lüftung. Auffallend sind einzig die bronzig glänzenden Messingprofile, welche die Ausstellungsflächen an den Wänden umfassen. Da tun die Verkleidungen aus Messingrohren in den Liftzonen gut, übertrumpfen sie doch an den wenigen Orten kraftvoll die zwinglianische Zurückhaltung. Sinnlichkeit findet man am ehesten in den Räumen an der Südwestfassade, wenn die Sonne durch die hohen Fensterspalte in die Ausstellungsräume fällt. 

 

Warum nicht statt eines leeren ausgrenzenden Erdgeschosses, einen einladenden Aufenthaltsort für die Öffentlichkeit gestalten, wo Passanten und Quartiersbewohner niederschwellig Teil des Museums werden und während des Vormittagskaffees oder des Feierabendaperos auf ungezwungene, spielerische Art in Kontakt mit der Kunst kommen? Ebenso würde der Museumsshop von der räumlichen Einheit von Öffentlichkeit, Café oder Bistro und Museum im Erdgeschoss profitieren. 

 

Die Sitzgruppen und Hocker aus grauem Leder, welche in den Räumen verteilt stehen, verschwinden in der gräulichen Architektur. Üppige Stoffgarnituren in Farbe würden stattdessen einen wohltuenden Kontrast zur nüchternen Härte bieten und die Besucher auf einer sinnlichen Ebene ansprechen. So jedoch bleibt diese Aufgabe den Kunstwerken vorbehalten. Und dies gelingt mindestens diesem einen auf besonders zauberhafte Weise: Pipilotti Rists Pixelwald.

 

www.kunsthaus.ch

 

Fotos@Juliet Haller, Amt für Städtebau Zürich