Office Story

Licht an für Caduff & Stocker!

 

Was haben Restaurants, Shops, Büroflächen, Spitäler, Konzertsäle und SBB-Speisewagen gemeinsam? Sie alle benötigen nebst einer stimmungsvollen und funktionalen Einrichtung Beleuchtung. So unterschiedlich die Aufgabenstellungen und Auftraggeber, so individuell sind die Lösungen, die Caduff & Stocker Lichtplanung planen.  

Christian Stocker und René Caduff erzählen, was sie bei ihrer Arbeit antreibt und weshalb gewisse Situationen nach eigens entworfenen Leuchten verlangen.

 

Wofür stehst Du jeden Morgen gern auf? 

Christian: Meine Motivation ist, jeden Tag etwas Neues kreieren zu können. Einerseits arbeitest du für dich selbst - es ist deine Firma und du bist verantwortlich für das, was Du machst. Und andererseits hast du am Ende des Projekts ein visuelles Resultat, etwas Schönes gestaltet. Der Höhepunkt: das Projekt zum ersten Mal im geplanten Licht zu sehen. 

 

Ihr bearbeitet sehr unterschiedliche Projekte: Restaurants, Hotels, Zunfthäuser, Shops, Büroflächen, Spitäler und Coworking-Flächen. Wie geht Ihr Eure Aufgaben an? 

Christian: Das Vorgehen ist ganz individuell, wie die Aufträge auch selbst. Der Unterschied liegt vor allem darin, wie viel gestalterischen Spielraum du hast. In Gastronomie und Hotellerie kannst du mehr gestalterische Akzente setzen als beispielsweise in Büroflächen oder im Spital, wo Du stärker an Normen und Richtlinien gebunden bist. Daher ist auch die Herangehensweise an die Projekte ganz unterschiedlich. Bei den Einen bist du viel am Rechnen, bei den Anderen öffnest Du den Gestaltungskatalog. 

 

Je nach dem ist dann auch die Zusammenarbeit mit dem Bauherrn oder Architekten mehr oder weniger intensiv. Bei Projekten, wo die Gestaltung im Vordergrund steht, spielt die emotionale Komponente eine grosse Rolle. Dabei bindet der Architekt uns auch mehr in den Gestaltungsprozess und sein Konzept mit ein oder führt uns. Bei einem aktuellen Büroprojekt in Rotkreuz beispielsweise geht es um Arbeitsplatzqualität, wo besonders hohe Level an Helligkeiten und Lichtfarbe zusammenspielen müssen. Lichtwirkungen, Lichtfarben und Lichtveränderungen sind hier das Thema. Bei diesem Projekt wurden wir als Berater hinzugezogen, das ist wieder eine andere Ebene der Lichtplanung.

 

Wie hat sich die Lichtplanung und die Aufgabenstellung an die Lichtplaner verändert innerhalb der letzten 15 Jahre? 

Christian: Das Berufsbild des Lichtdesigners bzw. -planers ist noch nicht so alt. Mein Studium habe ich 2008 abgeschlossen, damals gab es viel weniger Lichtplaner. Zugenommen hat die Nachfrage vor allem auch durch die komplexer werdenden Technologien und die technischen Normen und Richtlinien, welche erfüllt werden müssen. Lichtplaner verstehen sich als Brückenbauer zwischen Architektur und Elektrotechnik im Hinblick aufs Licht. 

 

Zusammen mit der Baueingabe muss in den meisten Kantonen der Energienachweis bewilligt werden. Hierfür müssen alle Spezifikationen schon angegeben werden, sprich jede Leuchte geplant sein. Jeden einzelnen Raum musst du erfassen mit Fensterflächen, Raumhöhen, Raumnutzungen und eben Lichtquellen. Oftmals ist dies zu früh im Planungsprozess.

 

Ihr entwerft auch Leuchten. Für welche Projekte?

Christian: Es gibt verschiedene Fälle, wo Eigenkreationen gefragt sind: Manche Architekten wünschen, dass wir etwas Eigenes kreieren, das ihr Entwurfskonzept besonders gut unterstreicht. Dies war zum Beispiel beim Provisorium der Tonhalle Maag und bei den Büroflächen von Google der Fall. Auf der anderen Seite gibt es aber manchmal tatsächlich Produkte mit bestimmten Eigenschaftskombinationen nicht auf dem Markt, wie beispielsweise beim Glasstahlbau der Migros Herdern entlang der Hardturmstrasse: Er sollte wie eine Laterne wirken und nachts leuchten. Dies war eine Knacknuss, da wir kaum Reflexionsfläche zur Verfügung hatten, nur schwarzen Stahl und Glas. Auch Farbveränderungen sollten möglich sein, obwohl farbiges Licht auf schwarzer Oberfläche kaum zu erkennen ist. Hierfür mussten wir spezielle Leuchten entwickeln, die dann einschliesslich der Installation in den Stahlbau integriert werden konnten und den gewünschten visuellen Effekt ergeben.

Dies tun wir immer in Zusammenarbeit mit Handwerkern und kleinen lokalen Manufakturen wie Metallbauern, Veredlern, Malern oder Glasbläsern. 

 

Welches war Euer Lieblingsprojekt? 

René: Die grösste Herausforderung war die Beleuchtung eines SBB-Speisewagens in Zusammenarbeit mit der Designabteilung der SBB. Das war ein hochkomplexer, aber auch extrem spannender Prozess: mit unzähligen technischen und gestalterischen Normen, alles nicht brennbar, vandalensicher, knappe Platzverhältnisse, nationale und internationale Sicherheitsvorschriften.

Christian: Auch das Provisorium Tonhalle Maag war eines unserer schönsten Projekte, wofür wir die meisten Leuchten in Zusammenarbeit mit Spillmann Echsle Architekten selbst entworfen haben: Die Beleuchtung für den Konzertsaal, die Kronleuchter für Foyer und Klangraum und die Pendelleuchten in den Büroräumlichkeiten. Alle Leuchten mussten von der Denkmalpflege der Stadt Zürich abgenommen werden. - Und dann war da noch die Transformation der Stadthalle in Zürich. Sie war die erste Unterhaltungshalle der Stadt Zürich und hat neben Velobörsen oder Boxkämpfen auch einmal Lenin als Redner beherbergt. Sie war den meisten als ehemaliger Sitz der Autovermietung Hertz bekannt. Den anspruchsvollen denkmalgeschützten Bau hat Burkhalter Sumi Architekten für Schweiz Tourismus umgebaut und saniert, und wir durften die Beleuchtung planen.

 

Welches wäre Euer Traumprojekt?

René: Ich hätte sehr gern einmal ein Projekt mit der Architektin Zaha Hadid gemacht.

Christian: Die Elbphilharmonie mit Herzog & de Meuron lichttechnisch zu gestalten, wäre ein Traum gewesen. 

Vor Jahren wollten wir unbedingt für Google arbeiten, mittlerweile sind es bereits sechs Projekte die wir für sie geplant haben bzw. die gerade in Planung sind. Hotellerie-Projekte machen wir immer sehr gern, da sehr vielseitig: Lobby, Bar, Restaurant, Foyers, Zimmer etc. Sie alle verlangen nach einer eigenen gestalterischen wie auch planerischen Herangehensweise.

 

www.lichtplanungen.ch

 

 

Foto Credits: Tonhalle Maag: Hannes Henz Architekturfotograf, Stadthalle: Heinz Unger Fotograf

Fotos im Header: Tonhalle Maag Konzertraum, Klangraum, Foyer

 

Stadthalle Zürich, Tremola

Migros Herdern, Glasstahlbau