Die Lust zum Wohnen mit BIM

 

Lust zum Wohnen soll das neue Quartier Oassis von Bauart Architekten in Crissier machen. Ein Ort in der Agglomeration von Lausanne zwischen Lagerhallen und Verkehrsachsen soll Ausstrahlung und Identität erhalten, und dabei bestehende Ortsstrukturen mit zukünftigen Entwicklungen vernetzen. Den städtebaulichen Ansatz zu dieser Herausforderung fanden die Architekten darin, Aussenräume mit verschiedenen Öffentlichkeitgraden mit den Bauvolumen zu verweben: Drei offene Hofbauten mit Läden und Restaurants im Erdgeschoss und Wohnungen in den Obergeschossen schaffen Gärten für ihre Bewohner in ihrer Mitte. Im Gegensatz dazu ist das vierte Volumen von aussen kompakt und enthält Büroräume. Ein Atrium definiert hier einen intimen Aussenraum. 

 

Parzellen für städtisches Gärtnern (urban gardening) prägen die Dachnutzungen der niedrigeren Volumen. Hier kommen die Bewohner hinauf, um Ihre Kartoffeln und Erdbeeren anzupflanzen– selbst Hühner sind erwünscht. Der partizipative Ansatz sorgt für Leben auf den Dächern des neuen Quartiers und schafft Raum für Beziehungen und Interaktion. Als fünftes Element, welches den neuen Stadtraum erschliesst, wird der öffentliche Park eingeführt, der Bewohner und Arbeitnehmer aus ganz Crissier anziehen soll. In seiner Mitte ist der Pavillion Anziehungspunkt und lädt alt und jung in die Gemeindebibliothek, den Jugendtreff Centre Transit und den Gemeindesaal ein.

 

Wie bewältigt man die Planung eines Bauprojekts mit 400 Wohnungen über Läden und Restaurants nebst Bürobau mit Atrium? Ein solches Grossprojekt verlangt Knowhow und Fähigkeiten in der Koordination der unterschiedlichen Haustechnik und Statik der verschiedenen Nutzungen. Alle Leitungen im ersten Untergeschoss sinnvoll aneinander vorbei zu führen ist eine grosse Herausforderung für die Planer. Im 2D-Zeichnen sind sie an die Grenzen gestossen. Dies ist der Moment, in dem BIM Einzug ins Projekt hält. 

 

BIM meistert die Komplexität

Der Einsatz von BIM war von Anfang an ein Wunsch des Auftraggebers, aber nicht in dem Ausmass, wie es jetzt in der Planung eingesetzt wird. Nachdem Bauart drei Tage lang die vermietbaren Flächen des Vorprojekts konventionell ausgemessen hatte, und der Bauherr ein wöchentliches Update verlangte, war man sich schnell einig, dass BIM keine Zeitverschwendung darstellen würde. Als dann in einer späteren Phase über die Anwendung von BIM in der Planung gesprochen wurde, war für die Architekten klar: „Ja, das machen wir!“

 

Die Architekten sehen eine klaren Nutzen in der Arbeit mit BIM: „Wir machen Generalplanungen, das heisst die Koordination der Fachplaner als Architekt, seit es uns gibt. Wir machen jetzt nichts anderes als vorher, aber mit besseren und effizienteren Instrumenten.“ Die Vorteile Präzision, Transparenz und Kontrolle liegen für sie auf der Hand. Ist Mehraufwand ein Thema für die Architekten? Aus ihrer Sicht handelt es sich in erster Linie um eine Verlagerung des Aufwands und der Leistungen: Am Anfang der Projekte muss mehr entschieden werden als bei der Planung ohne BIM. Andererseits kann man umso mehr in der späteren Planungsphase davon profitieren.

 

Weniger ist mehr

Bauart hat eine Strategie bei ihrer Arbeit mit BIM entwickelt: „Wir geben nur das Minimum ins Modell ein, das nötig ist. Zu viel Information schafft mehr Unsicherheit und wirft unnötige Fragen zum falschen Zeitpunkt auf.“ Auch hier versucht man sich an der SIA– Norm 400 betreffend phasengerechtem Arbeiten zu orientieren. 

 

Das Wichtigste für das Projekt mit BIM war es, zu Anfang das Ziel zu definieren: Was möchten wir erreichen? Welchen Nutzen bringt es uns? „Wir sehen BIM nicht als Rezept, das man bei jedem Projekt gleich anwenden kann. Man muss sich wie immer im Team zusammen setzen und überlegen: Was wollen wir eigentlich?“ Bauarts Tipp zum Planen mit BIM: „Weniger ist mehr!“ Das Potenzial der Methode ist unendlich und verleitet zum Ausprobieren. Hier ist die Kunst, die Balance zwischen Aufwand und Nutzen zu finden. 

 

Die gemeinsame Arbeit mit BIM macht Spass

Mittlerweile sind alle Projektbeteiligten von BIM überzeugt. Auch die kritischsten Stimmen haben umgeschwenkt. Und auch jetzt sind alle Projektbeteiligten noch am Lernen. Wöchentlich werden die Anforderungen an BIM wieder neu abgeglichen: Der Totalunternehmer gibt an, was er braucht; die Architekten zeigen auf, was machbar ist. Nicht immer ist eine komplette 3D Planung sinnvoll. Die meisten Details werden noch immer in 2D gezeichnet. Auch hier gilt es jeweils abzuwägen, wie das Ziel mit sinnvollem Aufwand erreicht werden kann. 

 

„Wir wollen uns weiterentwickeln, unsere Erfahrungen sammeln.“ Dies sehen die Architekten als positiven Aspekt in der BIM-Planung. Man muss miteinander reden, gemeinsam Ziele setzen und sich gemeinsam weiter entwickeln.

Dieser Aspekt von BIM scheint in der Diskussion manchmal unter zu gehen: BIM hat nicht nur mit Technik zu tun, sondern damit, wie zusammen gearbeitet wird. Da alle Planer am gleichen Modell arbeiten, sind sie gezwungen sich auszutauschen. Man kann sich nicht abgrenzen und hinter seinen Plänen verstecken, sondern muss gemeinsam die Probleme angehen. „Und das macht uns Spass!“